Entwicklung und Einführung einer gesellschaftlichen Perspektive in Entwicklungsprojekte durch einen Social (Societal) Readiness Level
Im Rahmen einer Masterarbeit wurde ein Reifegradkonzept entworfen, um die Kundenintegration in (gesellschaftliche) Entwicklungsprozesse miteinzubeziehen. Mit Hilfe des entwickelten Konzepts kann sowohl die gesellschaftliche Akzeptanz von Inventionen (Produkte, Dienstleistungen, Konzepte etc.), als auch von kommunalen (infrastrukturellen) Planungsmaßnahmen bewertet und gesteigert werden. Die möglichen Leistungs- bzw. Bereitschaftssteigerungen wurden im Rahmen eines Toolsets ausgearbeitet.
Im Rahmen der Arbeit wurden bestehende SRL-Konzepte (Social Readiness Level à Integration der gesellschaftlichen Perspektive bei der Bewertung der Reife von Inventionen bzw. Maßnahmen) betrachtet, analysiert und durch die aktive Einbeziehung der Interessengruppen erweitert. Im Kontext dieser Analyse wurde der SRL-Ansatz des Innovation Fund Denmark (IDF) als bevorzugtes Reifegradmodell festgelegt und für die Entwicklung des erweiterten Konzepts weiterverwendet:
SRL gemäß Innovation Fund Denmark (IDF) SRL-Erweiterung im Rahmen der Abschlussarbeit
Die Erweiterung des IDF-Ansatzes erfolgte in zwei Schritten. Zunächst wurde der Ansatz durch die Einführung eines zusätzlichen Levels zwischen den bisherigen Leveln 1 und 2 ergänzt. Dieses besteht aus der aktiven Ideengenerierung und Bewertung durch Interessengruppen. Darüber hinaus wurden verschiedene Reifegradpfade durch die konkrete Zuordnung ausgewählter Tools zu bestehenden SRL-Levels definiert und der Ansatz somit konkretisiert. Ein Beispiel für die konkrete Formulierung eines Reifegradpfades (Zuordnung SRL-Stufe & konkretes Tool) ist hier zu sehen:
SRL 2.1 |
6-3-5-Methode |
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Name des SRL |
Ideengenerierung und Bewertung durch Interessengruppen |
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Aktivitäten des Moderators |
Organisation, Moderation, Zeitmanagement |
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Partizipationsstufe |
Mitwirkung |
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Kurzbeschreibung |
Tool zur gemeinsamen Ideenfindung (im Stillen). Jede Person gibt einen schriftlichen Kommentar oder eine Weiterentwicklung zu verschiedenen Ideen ab. Durch den Beitrag von jedem Teilnehmer kann die Kreativität gesteigert und die Ideen können direkt validiert werden. Das Tool fördert verbal zurückhaltende Personen. |
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Einsatz in weiteren Stufen möglich |
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Mögliche Steigerung |
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Teilnehmer |
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Erwartete Reaktion der Teilnehmer |
Moderator: Timeboxing Interessengruppen: Hoher Grad an Mitwirkung bei der Ideengenerierung Planer: Hohe Nachbereitung, da alle Ansätze gesichtet und bewertet werden müssen Alle: Kooperative Ideengenerierung Alle: Jeder darf seine Meinungen zu den Ideen geben und formulieren |
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Zielsetzung / Effekte |
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Ressourcenbedarf |
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Ausführliche Beschreibung |
Die 6-3-5-Methode besagt, dass im Original 6 Personen 3 initiale Ideen entwickeln und dafür und für jede Iteration 5 Minuten Zeit haben. Mit Hilfe des Tools können viele Ideen in kurzer Zeit generiert werden. Gleichzeitig werden diese Ideen durch die anderen Teilnehmer der Kleingruppe auf Sinnhaftigkeit und Alltagstauglichkeit geprüft. Der Prozess kann durch folgende fünf Schritte beschrieben werden: 1. Initiale Ideen; Jeder Teilnehmer schreibt/zeichnet individuell drei initiale Ideen auf (5 Min) 2. Ideenblatt wird an den Nachbarn weitergereicht (Alle in dieselbe Richtung) 3. Ideenweiterentwicklung; Ideen (des Nachbarn) werden weiterentwickelt/konkretisiert oder Bedenken werden hinzugefügt (jeweils 5 Min) 4. Die Ideenblätter werden im Kreis herum gegeben, bis jeder Teilnehmer sein ursprüngliches Ideenblatt mit den initialen Ideen zurückbekommen hat 5. Präsentation; Jeder Teilnehmer präsentiert seine Ideen und die jeweiligen Weiterentwicklungen in einem kurzen Pitch (ca. 3 Min pro Person)
Die Vorlage dient als Hilfestellung für die Umsetzung, kann aber auch für den individuellen Anwendungsfall angepasst werden.
Bei der Umsetzung sollten die Teilnehmer darauf aufmerksam gemacht werden, dass auch Skizzen oder Bilder als Beschreibung eingesetzt werden können. Visualisierungen helfen oft, anderen Personen bei dem Verständnis. Das Tool kann sowohl in Präsenz als auch in einer digitalen Variant durchgeführt werden, dazu können digitale Boards wie Miro, Mural oder ähnliches eingesetzt werden. |
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Praxisbeispiel |
Kreuzung PEF, Karlsruhe (Kapitel 6, 2022) |
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Weiterführende Literatur |
(Burkhardt et al. 2018; Wegweiser Bürgergesellschaft 2022b) Online: https://www.youtube.com/watch?v=gbdvZa7SBns |
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Das entwickelte Konzept wurde in einem ersten Workshop zu einem Anwendungsfall aus dem Bereich der Verkehrsinfrastruktur validiert. In diesem Workshop wurden einzelne Tools im Rahmen des SRL-Konzepts angewandt und führten zu einer messbaren Zufriedenheits- bzw. Bereitschaftssteigerung. So konnte ein erster Grundstein gelegt werden, um Bürger:innenbereitschaft- bzw. zufriedenheit als zusätzliches Bewertungskriterium bei der Planung und Durchführung von Infrastrukturprojekten zu etablieren und Verantwortliche bei deren Steigerung zu unterstützen.
Die Ergebnisse wurden im Rahmen der Master-Thesis von Johannes Jakobi (M. Sc.) erarbeitet